TheaterLive – Zur Schönen Aussicht

Komödie von Ödön von Horváth

Er genoss die warme Jahreszeit, arbeitete intensiv an dem Theaterstück „Zur schönen Aussicht“ und dennoch konnte der Prachtsommer 1926 auch den österreichischen Autor Ödön von Horvath nicht über die realen gesellschaftspolitischen Verhältnisse hinwegtäuschen: Es war die Zeit der großen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen, eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen. Horvarth begegnete in dieser Zeit entwurzelten Menschen, die ohne ein moralisches Koordinatensystem lebten und überzeichnete sie in seinen Stücken und Geschichten, die noch oder besonders heute noch Gültigkeit haben: der verzweifelte Adelige, der zynische Sektvertreter oder der gescheiterte Künstler.

Sie alle springen Direktor Strasser zur Seite, als Christine, ein Gast aus dem Vorjahr, hereinplatzt. Als sie berichtet, dass sie nach ihrem Aufenthalt im Hotel schwanger wurde und nun auf der Suche nach dem Vater ihres Kindes ist, behaupten alle männlichen Gäste, auch sie hätten mit Christine geschlafen.
Das überraschende Ende der schrägen Komödie demaskiert die hoffnungslos zynische Hotelgesellschaft.

Zwei österreichische Herbergen in einem Spielplan? Wer das „Weiße Rössl“ am Wolfgangsee besucht, sollte auch einmal beim Hotel „Zur schönen Aussicht“ vorbeischauen: Dieser Aufenthalt ist zwar etwas weniger gemütlich, dafür aber sehr erhellend.

Text: Landestheater Coburg