Nach CSU-Beschluss

Kultusministerin: Hymnenpflicht ist «nicht entscheidend»

17. Dezember 2025 , 14:41 Uhr

Gleich drei Hymnen will die CSU bei Schulabschlüssen in Bayern verpflichtend spielen lassen. Lehrerverbände reagieren verhalten. Was die für Schulen zuständige Ministerin von dem Vorstoß hält.

Eine von der CSU vorgeschlagene Hymnenpflicht unter anderem bei Schulabschlüssen hält Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) für «nicht entscheidend». Wichtiger sei, «dass die jungen Leute die Werte, um die es geht, verstehen und verinnerlichen», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. «Wir wollen die Hymnen an unseren Schulen noch ein Stück weit präsenter machen. Wie und auf welchen Wegen möchte ich gerne mit der Schulfamilie diskutieren.»

Die CSU hatte am Wochenende bei ihrem Parteitag dagegen einstimmig für eine Forderung der Jungen Union gestimmt, der zufolge bei gesellschaftlichen Anlässen wie der Verleihung von Schul- und Berufsabschlüssen in Deutschland verpflichtend die Nationalhymne, die Europahymne und in Bayern auch die Bayernhymne gespielt werden soll. 

Lehrerverbände: Ziele richtig, Methode «bedingt zielführend»

Die Forderung hatte bei Verbänden bayerischer Lehrkräfte ein verhaltenes Echo hervorgerufen. Die Vorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), Simone Fleischmann, sagte dem Bayerischen Rundfunk zwar: «Wir brauchen dringender denn je ein Wir-Gefühl.» Einige der von der JU genannten Gründe für den Vorstoß – Gemeinschaftsgefühl, Zusammengehörigkeit, Verständigung auf gemeinsame Werte, nationale Identitäten und demokratische Identifikation – seien «richtige Ziele». 

Eine Pflicht zur Hymne halte sie aber nur für bedingt zielführend, betonte Fleischmann. «Um das zu erreichen, braucht es viel mehr als das Singen einer Hymne. Es braucht die Reflexion dahinter: Was ist denn die Europahymne? Was wird da gesungen? Was singt man in der Bayernhymne? Was sind unsere Werte?» 

Alternatividee: Von Schülern gedichtete Hymnenstrophe

Ähnlich argumentierten drei weitere Lehrerverbände in einer gemeinsamen Stellungnahme – und lieferten gleich einen Alternativvorschlag mit. «Wir hielten einen anderen Weg für gewinnbringender, nämlich die jungen Menschen einzubeziehen und mitzunehmen», teilten der Verband der Lehrkräfte an beruflichen Schulen in Bayern, der Bayerische Philologenverband und der Bayerische Realschullehrerverband mit. 2012 hätten drei Schülerinnen und Schüler bei einem Wettbewerb eine neue, dritte Strophe der Bayernhymne geschrieben: «Hier sollte man erneut ansetzen.»

Deren Inhalt richtet den Blick auf ein Zusammengehörigkeitsgefühl weit über das «Land der Bayern» hinaus: «Gott mit uns und allen Völkern, ganz in Einheit tun wir kund: In der Vielfalt liegt die Zukunft, in Europas Staatenbund. Freie Menschen, freies Leben, gleiches Recht für Mann und Frau! Goldne Sterne, blaue Fahne und der Himmel, weiß und blau.»

Wie Schulen bisher mit dem Spielen von Hymnen umgehen

Bisher dürfen Schulen in Bayern laut Kultusministerin Stolz selbst entscheiden, ob bei festlichen Anlässen wie Zeugnisübergaben die Bayernhymne oder die deutsche Nationalhymne gespielt wird: «Davon wird reichlich Gebrauch gemacht und das ist auch immer ein besonderer Gänsehautmoment.»

Quelle: dpa

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